Fulminante Börsenpremiere

Snapchat übertrifft alle Erwartungen

von - 03.03.2017
Snap
Foto: Richard Drew
Snap ist am ersten Handelstag an der New Yorker Börse voll durchgestartet. Analysten zeigen sich beeindruckt, warnen aber: Der harte Wettkampf mit Rivalen wie Facebook dürfte dem verlustreichen Unternehmen zu schaffen machen.
Die Snapchat-Mutter Snap hat eine fulminante Börsenpremiere hingelegt: Anleger stürzten sich regelrecht auf die Aktien der Firma hinter der beliebten Foto- und Nachrichten-App. Am ersten Handelstag stiegen die erstmals unter dem Kürzel SNAP an der New York Stock Exchange gehandelten Papiere um 44 Prozent auf 24,5 US-Dollar (23,3 Euro). Zwischenzeitlich hatten die zum Ausgabepreis von 17 US-Dollar gestarteten Titel sogar mehr als 26 US-Dollar erreicht.
Mit breitem Lächeln im Gesicht läuteten die Unternehmensgründer Evan Spiegel und Bobby Murphy den Aktienhandel in New York ein - ein traditionelles Ritual, wenn Firmen ihre Papiere listen. Die beiden jungen Tech-Manager haben allen Grund zur Freude, der Börsengang macht sie zu Multimilliardären. Auch frühe Investoren, die zum Teil sehr günstig bei Snapchat einstiegen, profitierten massiv.

Snap schlägt Twitter deutlich

Der Börsenwert von Snap Inc. kletterte am ersten Handelstag von 24 auf gut 28 Milliarden US-Dollar. Zum Vergleich: Der einst ebenfalls als große Tech-Hoffnung an der Börse gestartete Konkurrent Twitter brachte es zuletzt auf etwa elf Milliarden Dollar. Da vorerst nur ein relativ geringer Anteil von Snap an die Börse gebracht wurde, flossen der Gesellschaft "nur" 3,4 Milliarden US-Dollar (3,2 Milliarden Euro) zu.
Händler waren beeindruckt von der Snap-Premiere, einer sprach von einem "Traumstart". Angesichts des starken Andrangs rieben sich einige Finanzprofis ungläubig die Augen. Einer ließ sich gar zu der Bemerkung hinreißen, die Welt sei verrückt geworden. Dabei sorgte der größte US-Börsengang, seit die chinesische Handelsplattform Alibaba 2014 ihre Aktien in New York platzierte, auch für Skepsis.

Trotzdem erhebliche Risiken

Trotz des hohen Anlegerinteresses an Snap sehen Experten erhebliche Risiken. Anthony DiClemente vom Analysehaus Nomura hält das Kurspotenzial für begrenzt. Der Wettbewerb mit Facebook, Instagram und WhatsApp dürfte Snap zu schaffen machen. Der Börsengang sei zudem Ausdruck einer sehr speziellen Börsenphase, sagte Händler Andreas Lipkow. So werde das Unternehmen nach eigenen Aussagen vorerst keine Gewinn erzielen und trotzdem seien die Aktien heiß begehrt.
Ob die Börsen-Euphorie um Snap ein Strohfeuer ist, wie einst bei Twitter, oder die Firma ihre Versprechen erfüllen kann, muss sich erst zeigen. Snapchat hatte im vierten Quartal im Schnitt zwar 158 Millionen Nutzer pro Tag, doch zuletzt geriet das Wachstum ins Stocken.
Snap verlor im vergangenen Jahr über 500 Millionen US-Dollar und machte damit mehr Verlust als Umsatz. Zudem müssen sich die Anleger darauf einlassen, Aktien ganz ohne Stimmrechte zu kaufen. Die Gründer Spiegel und Murphy wollen die Kontrolle nicht teilen.
Snapchat wurde vor allem bei jungen Nutzern mit Fotos populär, die nach dem Ansehen von alleine wieder verschwinden. Inzwischen wird die App auch stärker für Kommunikation genutzt und zu einer Plattform für Medieninhalte ausgebaut. Neben der App produziert Snap auch eine tragbare Kamera ("Spectacles") in Form einer Sonnenbrille und bezeichnete sich selbst als "Kamera-Firma".
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