Digitaler Hype

Darum ist Snapchat der Jugend-Trend der Stunde

von - 12.05.2016
Snapchat-Logo
Foto: Rolf Vennenbernd
Teenager sind begeistert, Erwachsene überfordert. Snapchat ist der digitale Hype der Stunde. Warum eigentlich? Die Wissenschaft hat darauf schon eine Antwort.
Ist es der Reiz des Vergänglichen? Mehr als 130 Millionen Menschen weltweit nutzen täglich Snapchat. Vor allem bei vielen Jugendlichen scheint die App, bei der die verschickten Fotos nach Sekunden wieder gelöscht werden, unverzichtbar.
´Snapchat Android
Laut einer Umfrage des Jugendmagazins Bravo hat Snapchat bei jungen Nutzern inzwischen Facebook hinter sich gelassen.
(Quelle: Snapchat )
Laut einer Umfrage des Magazins Bravo hat Snapchat bei jungen Nutzern inzwischen Facebook hinter sich gelassen. So zählt die Anwendung für 35 Prozent der Befragten zwischen 10 und 19 Jahren zu den drei meistgenutzten Social Media Apps, Facebook kam auf 32 Prozent und landete damit auf Rang fünf. Zum Vergleich: Im Vorjahr lag Snapchat noch bei 17 und Facebook bei 40 Prozent. An der Spitze liegt aktuell WhatsApp (91 Prozent) vor YouTube (56) und Instagram (52 Prozent).
Vielen Erwachsenen bereitet Snapchat nach wie vor Rätsel. So scherzte Blogger und Szene-Star Sascha Lobo in der vergangenen Woche auf der Internetkonferenz re:publica, die digitale Avantgarde erkenne man daran, dass "wir noch viel früher als alle anderen Snapchat nicht verstanden haben". Dass der Wunsch, den Hype endlich zu begreifen, groß ist, zeigte sich Stunden zuvor: Zur Veranstaltung "Snapchat für Erwachsene", bei der der Schüler Joshua Arntzen die App erklärte, strömten um die 500 Besucher.

Spontanität und Kurzlebigkeit

"Du kannst die verrücktesten Dinge in deinen Snaps - also Fotos und Videos - machen und keinen interessiert es", erklärte der 14-Jährige mit Blick auf Features, bei denen man Gesichter verzerren oder austauschen kann. Schließlich werde alles wieder gelöscht. Dass die Daten vielleicht nicht endgültig verschwinden, sondern irgendwo gespeichert würden, irritiere den Teenager nicht. Da sei er realistisch: "Ich lebe nun mal im 21. Jahrhundert." Und sein späterer Arbeitgeber könne darauf nicht zugreifen.
Sind es also Spontanität und Kurzlebigkeit, die Snapchat auszeichnen? Auf dieses Ergebnis kamen im Herbst 2015 US-Forscher der Universität Michigan. Demnach rufen die dortigen Interaktionen mehr positive Emotionen hervor, als bei anderen Social-Media-Apps. "Snapchat wird typischerweise für die spontane Kommunikation mit engen Freunden verwendet, auf eine neue und meist angenehmere Art", erklärte der Hauptautor der Studie, Joseph Bayer. Nutzer müssten sich weniger Gedanken um ihre Selbstpräsentation machen, etwa ob sie auf einem Foto hässlich wirkten.
Während auf Facebook wichtige Momente wie die Geburt eines Babys geteilt würden, seien es bei Snapchat eher die kleinen Dinge, sagte Bayer. "Wir müssen nicht mehr die 'echte Welt' erfassen und online wiedergeben", erklärte Snapchat-Gründer Evan Spiegel 2014 auf einer Konferenz. "Wir leben und kommunizieren einfach zur selben Zeit."
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