Zwinker, Winke, Kuss

Die Macht der Emojis im Chat

von - 22.04.2016
Emojis im Smartphone-Chat
Foto: Inga Kjer
Ohne Emojis geht in Messenger-Apps heute gar nichts mehr. Aber wo kommen die bunten Symbole her, wer macht sie? Und haben sie eine geheime Bedeutung?
Zeichenkombinationen für Emojis
Vor den bunten Bildchen gab es die Zeichenkombinationen: Der fragende Smiley etwa brauchte die Zeichen :-?.
(Quelle: Screenshot: dpa-tmn Foto: dpa-tmn)
Mit :-) fing 1982 alles an. Der Informatik-Professor Scott E. Fahlman nutzte damals an der Carnegie Mellon University in Pittsburgh ein Bulletin-Board, quasi die Urform des heutigen Diskussionsforums.
Neben den für solche Plattformen häufigen "Gesucht und Gefunden" Nachrichten oder Aufrufen zu Lerngruppen, gab es natürlich auch Witze oder sarkastische Bemerkungen. Fahlmans Idee: Die Zeichenfolge :-) sollte als Hinweis dienen, einen Text nicht zu ernst zu nehmen. Doch bereits sein zweiter Vorschlag, :-( als Hinweis auf eine ernstzunehmende Notiz, bekam schnell ein Eigenleben für Wut oder Trauer.
Vielleicht spricht Fahlman heutzutage deshalb nicht mehr gerne über "seine" Erfindung. Statt Interviews zu geben, verweist er auf einen von ihm verfassten Text über seine Geschichte des Emoticons. Und auf die Frage zu den moderneren Verwandten der Emoticons, den Emojis, bemerkt er nur: Er nutze sie überhaupt nicht und mag sie auch nicht besonders. Mit dieser Haltung ist der Professor in der modernen Kommunikationsgesellschaft aber eher ein Außenseiter.
Emojis auf Android und iOS
Nicht jeder sieht Emojis gleich: Was oben auf dem iPhone abschickt wird, sieht unten auf dem Android-Smarphone ganz anders aus.
(Quelle: Kombo: Inga Kjer Foto: Inga Kjer)
"Emojis sind mittlerweile ein ganz essenzieller Teil unserer Kommunikation geworden", sagt Medienpsychologin Sabrina Eimler. Messenger, E-Mails oder soziale Netzwerke: Kaum ein modernes Kommunikationswerkzeug kommt noch ohne die digitale Version der menschlichen Mimik aus. Die Kommunikation wird dadurch deutlich vereinfacht. Und bunter. Statt einer ausführlichen Beschreibung, wie eine Aussage gemeint ist oder der Verschriftlichung einer Gemütslage sind die Emojis in der Lage, große Konzepte auszudrücken. "Es ist eine Verbesserung, eine Vereinfachung. Wir können dafür sorgen, dass die Kommunikation weniger missverständlich ist" so Eimler.
Die Smileys, Herzen oder Blumen machen das "Neuland Internet" für Menschen interessant, die nicht mit Computer, Smartphone und Internet groß geworden sind. Als ein solcher Digital Immigrant bezeichnet sich der Berliner Sprachwissenschaftler Anatol Stefanowitsch. Ob die Absicht eines Autors mit Emojis auch treffend übermittelt wird, hängt seiner Ansicht nach davon ab, wie gut sich die beiden Personen kennen. "Und wenn diese Personen dann auch noch aus unterschiedlichen Kulturkreisen kommen, macht es das Ganze noch komplizierter." Da der Begriff Emoji wie sein Erfinder Shigetaka Kurita aus Japan stammt, liegt es beinahe auf der Hand, dass die Symbole unterschiedlich gedeutet werden. Zum Beispiel: Das "schnaubende" Emoticon steht in Japan für Triumph, in Europa wird es als Ausdruck der Empörung verwendet.
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