QuadRooter

Sicherheitslücken gefährden 900 Millionen Android-Geräte

von - 08.08.2016
Virus auf dem Smartphone
Foto: Carmen Murillo / Shutterstock.com
Sicherheitsforscher haben in Chipsätzen von Qualcomm fehlerhafte Software gefunden, die zahllose Android-Geräte mit Googles Betriebssystem verwundbar machen.
Die Sicherheitsfirma Check Point hat vier Sicherheitslücken in der Treiber-Software der LTE-Chipsets von Qualcomm entdeckt. Wie Michael Donenfeld von Check Point am Sonntag an der Sicherheitskonferenz "Def Con" in Las Vegas sagte, reiche es für Cyberkriminelle, eine simple App zu entwickeln, die keine besondere Zugriffsrechte benötigen würde, um vollen Schreib- und Lesezugriff auf das Smartphone zu bekommen.
Die unter dem Schlagwort "Quadrooter" zusammengefassten Fehler könnten ausgenutzt werden, um sich Zugriff auf fast eine Milliarde Android-Geräte zu verschaffen. iPhones und Windows Phones sind von der Lücke nicht betroffen. Laut Check Point sollen die Lecks bis jetzt aber noch nicht ausgenutzt worden sein.

Patches seit Juli unterwegs

Quadrooter Scanner
QuadRooter Scanner: Die Gratis-App durchsucht Android-Smartphones nach der Sicherheitslücke.
Qualcomm selbst sei im April bereits über die Probleme informiert worden. Weitere Schwachstellen betreffen zwei Kernel-Treiber für den Grafikprozessor sowie ein Fehler mit der Speicherzuweisung im Android-System. Der Chiphersteller und seine Hardware-Partner haben Ende Juli bereits entsprechende Software-Updates zur Verfügung gestellt: Betroffen sind auch bekanntere Geräte wie das Nexus 5X, 6P, Samsung Galaxy S7 und S7 Edge sowie das LG G4, G5 und das V10. Drei der Lücken hat Google inzwischen gepatcht, der vierte Fix steht noch aus. Wie immer kann es aber eine ganze Weile dauern, bis sämtliche Android-Handys über den langwierigen Zertifizierungsprozess mit den neusten Updates versorgt werden. Android-Nutzer können über die kostenlose App QuadRooter Scanner checken, ob auch ihr Smartphone von den Fehlern betroffen ist.
Der Fall erinnert an die bislang größte Android-Sicherheitslücke Stagefright. Google stopfte damals zwar die Lücke und verteilte ein Update an die Handyhersteller. Doch die Hersteller der Geräte entscheiden selbst darüber, wann und wie sie das Update an ihre Nutzer weitergeben. Daher mussten viele Nutzer monatelang auf ein Sicherheitsupdate warten. Bei etlichen Geräten wurde damals die Sicherheitslücke überhaupt nicht geschlossen.

Sicherheitsratschläge

Check Point warnt Android-Nutzer besonders vor dem sogenannten Rooten des Android-Systems. (Damit gemeint ist das Einrichten von Superuser-Privilegien für vollen Schreib- und Lesezugriff; im Ausgangszustand ist ein neues Android-Handy nie "gerootet".)
Wie immer gelten die üblichen Sicherheitsvorkehrungen: Apps sollten möglichst nie aus anderen Quellen als aus dem Google Play Store heruntergeladen werden. Hierzu raten wir Ihnen, immer auch die App-Bewertungen nach Auffälligkeiten zu überprüfen und vor der Installation die eingeforderten Rechte zu studieren. Eine Taschenlampen-App als Beispiel braucht keinen Zugriff auf Ihre Standortdaten. Außerdem rät Check Point, sich auf Reisen nur in vertrauenswürdigen WLANs einzubuchen.
Verwandte Themen