Per Schnittstelle zum eigenen Bankengeschäft

API-Banking und Banking-as-a-Service

von - 22.08.2016
Schere-Banknote-Schnittstelle-Banking
Foto: Scanrail1 / Shutterstock.com
Die EU zwingt Banken, ihre Infrastruktur zu öffnen. Das macht den Weg frei für völlig neue Geschäftsmodelle auf Basis von API-Banking und Banking-as-a-Service.
Es vergeht kaum eine Woche, in der nicht ein neues Fintech für Schlagzeilen sorgt, eine Bank eine neue App launcht, ein neuer Service zum Abheben, Verwalten oder Anlegen von Geld auf den Markt kommt - immer mit dem Versprechen, alles bequemer und leichter für den Kunden zu machen. Keine Frage: Die Digitalisierungswelle hat die Finanzbranche erfasst und bringt Bewegung in den Markt.
Mobile Banking
Online Banking: Für viele Anwender sind digitale Bankgeschäfte aus dem Alltag nicht mehr wegzudenken.
(Quelle: Georgejmclittle / Shutterstock.com)
Eine wesentliche Voraussetzung für das Entstehen der neuen Services ist das Aufbrechen der bislang abgeschotteten Bankensysteme. Mit der Verabschiedung der Zahlungsverkehrsrichtlinie PSD2 Ende 2015 hat die EU die Banken verpflichtet, ihre Infrastruktur in den kommenden Jahren für andere Anbieter zu öffnen. Damit haben prinzipiell alle, also auch bankfremde Unternehmen, die im Rahmen ihres Geschäftsmodells Finanzdienste anbieten möchten, Zugang zu Bankprozessen und zu Kundendaten der Banken. Die Stichworte dazu lauten White-Label-Banking, API-Banking und Banking-as-a-Service, kurz BaaS.

Vorreiter White-Label-Banken

Vorreiter dieser Entwicklung sind die sogenannten White-Label-Banken. Zu ihnen zählen etwa die Fidor Bank aus München, die BIW Bank aus Frankfurt oder auch die Wirecard AG mit der Wirecard Bank aus Aschheim bei München. Andere wie zum Beispiel die Deutsche Kreditbank (DKB) öffnen sich mehr und mehr für branchenfremde Unternehmen und bieten White-Label-Lösungen an.
White-Label-Banken dienen zum einen als technische Dienstleister, die diejenigen Bankprozesse zur Verfügung stellen, die zur Abwicklung von Finanztransaktionen nötig sind. Zum anderen erfüllen sie die gesetzlichen und regulatorischen Anforderungen der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin), da sie im Besitz einer Banklizenz sind. Beides ermöglicht Firmen, eigene Finanzservices anzubieten, ohne selbst eine Banklizenz beantragen und eine Bankinfrastruktur aufbauen zu müssen.

Beispiele: N26 und O2 Banking

Zwei Beispiele: Das Berliner Start-up ­N26 (vormals Number26), das seit Januar 2015 ein komplett Smartphone-basiertes Girokonto ­anbietet, hat als Partner Wirecard mit ins Boot ­geholt. Die Aschheimer steuern die komplette technische Infrastruktur für die Abwicklung des Zahlungsverkehrs bei - und bislang auch die Banklizenz. Vor einigen Tagen hat Number26 eine eigene Banklizenz erhalten. 
Ebenso hat sich O2 einen Partner gesucht: Der Telekommunikationsanbieter greift für sein neues Angebot "O2 Banking“ auf die Technologie und die Bank­lizenz der Fidor Bank zurück. Im Oktober soll das ebenfalls ausschließlich per Smartphone zugängliche Girokonto starten. Die Fidor Bank ist Teil der französischen Bankengruppe BPCE.

Bankzugang durch API-Banking

Neben den White-Label-Banken haben sich in jüngerer Zeit diverse Unternehmen dem API-Banking verschrieben. Unter API-Banking versteht man Banking-Anwendungen, die über eine API, also eine standardisierte Schnittstelle, auf die für den Service nötigen Daten der Finanzdienstleister zugreifen. Ziel ist die einfache und schnelle Integration von Banking-Funktionen in die Services Dritter.
Auch hier ein Beispiel: Das Kasseler Fintech Fino Digital bietet einen automatisierten Kontowechselservice an. Dafür greift Fino - nach der Zustimmung des wechselwilligen Kunden - über eine API auf seine Kontodaten bei der alten Bank zu, analysiert die Transaktionen und ermittelt so ­regelmäßig erscheinende Zahlungsempfänger und -absender. Diese werden dann per Post oder Fax über den Kontowechsel und die neuen Kontodaten informiert.
Technischer Dienstleister hinter Fino Digital ist das Hamburger Unternehmen Figo. Es hat sich auf API-Banking spezialisiert und stellt die nötige API bereit. Die 2012 gegründete Firma kann nahezu alle Banken in Deutschland via API anbinden - rund 3.000 Stück. Dazu kommen rund 80 Prozent der Banken in Österreich. Die Expansion in die Niederlande steht schon auf der Tagesordnung. Ähnliche Produkte bieten der Bankensoftware-Hersteller Team­invest mit seinem Produkt "Fin API" und das Münchner Start-up NDGIT mit seinem Produkt "Next Banking API" an.
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