Zwei-Klassen-Internet

Vorfahrt im Netz für Google und Co.

von - 24.04.2014
Mit der Netzneutralität könnte in den USA bald Schluss sein: Die Aufsichtsbehörde FCC will dafür sorgen, dass große Konzerne wie Disney, Google oder Netflix künftig „Vorfahrt“ im Internet erhalten.
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Mit der Netzneutralität könnte in den USA bald Schluss sein: Die Aufsichtsbehörde FCC will dafür sorgen, dass große Konzerne wie Disney, Google oder Netflix künftig „Vorfahrt“ im Internet erhalten.
Das Thema Netzneutralität wird derzeit weltweit diskutiert. Während das EU-Parlament erst Anfang April nachdrücklich für die Gleichbehandlung von Inhalten im Web eintrat, könnte es in den USA bald ein „Zwei-Klassen-Internet“ geben. Wie das Portal nytimes.com berichtet, will die amerikanische Telekommunikationsaufsicht Federal Communications Commission (FCC) die Regeln im Internet grundlegend ändern. Künftig soll es Unternehmen möglich sein, mit US-Internet-Providern Zahlungen auszuhandeln, um die eigenen Daten schneller zum Kunden zu bringen.
Eine solche „Vorfahrt“ im Internet dürfte zunächst große Konzerne wie Google oder Amazon und deren Video-Streamingdienste Youtube, Lovefilm oder auch Netflix treffen. Sie wären damit gezwungen, für die problemlose Auslieferung ihres Bewegtbild-Contents einen bestimmten Betrag an Anbieter wie Comcast oder AT&T zu zahlen.
Netzaktivisten befürchten nun, dass vor allem kleinere, wenige finanzstarke Unternehmen vom Markt verdrängt werden. Sie könnten Kunden keinen schnellen und reibungslosen Datenverkehr mehr garantieren. Eine „Internet-Überholspur“ würde auch die Macht der Provider deutlich stärken; die Kosten für den schnelleren Datentransport könnten damit über kurz oder lang auch auf den User übergehen.

Keine Exklusiv-Deals mit Providern

In der New York Times verteidigte Tom Wheeler, Vorsitzender der FCC die geplante Änderung. Die Behauptung, dass die Regeln des offenen Internets gebrochen werden, sei falsch. Provider dürften zwar Geld verlangen, aber keine Exklusiv-Deals abschließen. Zahlt beispielsweise Anbieter Lovefilm einem Provider Geld für schnelle Video-Übertragung, muss dieser auch Amazons Konkurrenten wie etwa Netflix ein „wirtschaftlich vernünftiges“ Angebot machen. Für kleine Unternehmen und Start-ups würde diese „Kulanz“ jedoch nichts ändern. Mitte Mai will die FCC die neuen Regeln formell verabschieden, Änderungen sind noch möglich.
Netflix beschäftigen derzeit noch ganz andere Pläne: Offenbar plant der Streaming-Dienst nun bereits für Herbst 2014 seinen Deutschlandstart. Zudem sei zum Launch eine großangelegte Werbekampagne in deutschen Großstädten geplant.
In Deutschland sprach sich im Februar dieses Jahres auch der Bundesverband Digitale Wirtschaft in der BVDW-Expertenumfrage Trend in Prozent (TiP) für die Sicherstellung von Netzneutralität aus.
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