Komplett mobiles Bankkonto

Mobile Banking: "Vorreiterrolle einnehmen"

von - 19.05.2016
Banking auf dem Smartphone
Foto: mama_mia / Shutterstock.com
Telefonica will mit der Fidor Bank das komplett mobile Bankkonto starten. Im Interview erklärt Fidor-Vorstand Matthias Kröner, warum Telefonie und Finanzdienstleistungen zusammenwachsen werden.
Matthias Kröner, Vorstand der Fidor Bank
Matthias Kröner, Vorstand der Fidor Bank
(Quelle: Fidor Bank)
Neustart in Sachen Payment: Unter dem Dach seiner Marke O2 will der Telekommunikationskonzern Telefonica ein komplett mobiles Bankkonto anbieten. Der Startschuss für den Testlauf ist gefallen, Marktstart soll im Spätsommer sein. Kunden können dann online via Videoidentifikation ihr Konto eröffnen, mobil Kontostand und Kreditkartenzahlungen überprüfen, Überweisungen tätigen und Daueraufträge einrichten. Auch eine Kreditvergabe via App binnen Sekunden soll möglich sein. Um solche Payment-Funktionen abwickeln zu können, hat Telefonica die Fidor Bank mit ins Boot geholt. Matthias Kröner, Vorstand der Fidor Bank, erklärt im Interview, wie es zu der Kooperation kam und warum Deutschland beim Mobile Banking damit eine Vorreiterrolle übernehmen könnte.
Wer hat die Initialzündung für die Kooperation zwischen Fidor und O2 gegeben?
Matthias Kröner: Als das Team der Fidor Bank sind wir schon seit einiger Zeit davon überzeugt, dass aufgrund der technologischen Entwicklung die Geschäftsbereiche Telefonie und Finanzdienstleistung zusammen wachsen werden. Beide Geschäftsbereiche sehen sich mit einer zunehmenden Austauschbarkeit und damit sinkenden Kundenloyalität konfrontiert. Der große Verdienst der wachsenden FinTech-Szene ist nun, im gleichen Augenblick ein breites Bewusstsein dafür geschaffen zu haben, dass Banking neu und innovativ gestaltet werden kann. Diese Gemengelage - und sicherlich einiges mehr - hat in Summe zu der Partnerschaft O2/Fidor geführt. Es braucht eine gewisse Offenheit, sich mit diesen Themen "regelbrechend" auseinanderzusetzen. Diese Offenheit haben beide Kooperationspartner mitgebracht.
Warum wird das Angebot in Deutschland ausgerollt, einem Land, das doch bekannt dafür ist, zögerlich in der mobile Banknutzung zu sein und sehr auf Datensicherheit bedacht ist?
Kröner: Das liegt natürlich vor allem auch daran, dass O2 seinen Sitz in Deutschland hat und wir hier vor Ort den größten Markt in Europa bedienen können. Zudem hat das Unternehmen hier einen großen Kundenstamm. Auch ist die Kaufkraft pro Kunde deutlich größer.
Abgesehen davon kann ich Ihnen sagen, dass jeder Markt seine Eigenheiten hat und die hier angesprochene Diskussion in jedem Markt ähnlich geführt wird. Unabhängig davon freue ich mich für den deutschen Markt, dass er hier mal auch eine wahrhaft globale Vorreiterrolle einnehmen kann. Dies ist eine dringende deutsche Antwort auf internationale digitale Entwicklungen, denen wir ansonsten auf allen Ebenen relativ hilflos gegenüber stehen.
Die Beträge, die für den Minikredit über O2 Banking möglich sein sollen, bewegen sich im Rahmen bis 200 Euro. Ist angedacht, diesen Betrag noch zu erhöhen?
Kröner: Die Leute brauchen meist gar nicht mehr Geld. Ein Grund, warum die Deutschen überschuldet sind, ist doch, dass die Banken gar kein Interesse haben, kleinere Kredite zu vergeben und die Prozesse bei der Bank so schlecht, dass sie nur große Tickets verkaufen können. Digitalisierung ermöglicht kleine Tickets, die wiederum einen verantwortungsvollen Umgang ermöglichen. In der Fidor Bank Community wird bereits diskutiert, ob der Mikrokredit nicht auf 50 Euro reduziert werden soll. Daran arbeiten wir.
Wird es mittelfristig weitere Kooperation mit O2 Banking geben?
Kröner: Wir stehen jeder möglichen Entwicklung offen gegenüber. Mit unserem Fidor Operating System sind wir komplett flexibel. Das bedeutet: Unsere Partner haben dank unserer Plattform in Zukunft mehr Optionen als heute.
Woran verdienen Sie Ihr Geld bei dieser Kooperation und was versprechen Sie sich davon?
Kröner: Wir sind ein B2B-Parter für O2 als Bank- und Technikdienstleister. Mit O2 haben wir einen starken Partner an unserer Seite, der sehr wohl versteht, dass ein relevanter Partner Geld verdienen muss, um Mitarbeiter und Miete bezahlen zu können.
Von Christiane Cassala
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