Musik-Streaming

Spotify wirft Apple Wettbewerbsverzerrung vor

von - 01.07.2016
Frau hört mit Kopfhörern Musik
Foto: shutterstock/Sergey Nivens
Spotify geht auf die Barrikaden: Apple blockiere die neue iOS App, um weniger Konkurrenz für den eigenen Dienst Apple Music zu haben. Währenddessen verhandelt Apple offenbar über einen Kauf mit Jay Zs Tidal.
Der Streit zwischen Apple und Spotify scheint zu eskalieren. Der Vorwurf des Musikstreaming-Dienstes: Apple hat die neueste iOS-Version der Spotify App blockiert und will sich so Konkurrenz vom Hals halten. Und den eigenen Streaming-Dienst Apple Music pushen.
In einem Brief an Apples Chef-Anwalt Bruce Sewell beschweren sich die Schweden, dass ihnen und ihren Kunden durch das Ablehnen des Updates starker Schaden zugefügt wird. Apple hatte die neue Version mit der Berufung auf die "Business Model Rules" nicht zugelassen. Denn Spotify will sich wohl nicht auf Apples Abrechnungssystem für In-App-Käufe einlassen.

"Apple setzt App Store als Waffe ein"

Spotify auf dem iPhone
Spotify: Wer die Premium-Version direkt über iTunes bucht, zahlt rund 3 Euro mehr. Grund sind die App-Store-Gebühren von Apple.
(Quelle: Spotify)
Spotifys Anwalt Horacio Gutierrez sieht darin eine Wettbewerbsverzerrung. "Die neueste Episode lässt ernste Zweifel über das beunruhigende Verhaltensmuster von Apple aufkommen", so Gutierrez. Apple schließe Spotify aus und verringert so dessen Konkurrenzfähigkeit auf iOS. "Wir können nicht einfach zusehen, wie Apple den App-Store-Genehmigungsprozess als Waffe einsetzt, um Wettbewerbern zu schaden."
Kopien des Briefs schickte Spotify an mehrere Kongress-Mitglieder in Washington, D.C. Apple hat bisher nicht auf den Brief reagiert.
Die beiden Tech-Platzhirsche waren sich nicht zum ersten Mal uneins: Kurz zuvor stritten sie sich um eine Aktion, bei der iPhone-User drei Monate Spotify-Streaming für nur 0,99 US-Dollar testen konnten, wenn sie nicht in der App, sondern auf der Webseite des Streaming-Dienstes buchten.
Diese Aktion wollte Apple boykottieren. Denn Apple verdient an den In-App-Käufen 30 Prozent mit, kaufen User nicht in der iOS-App, bekommt Apple natürlich nichts. Spotify will diese Abgaben an Apple umgehen. Apples Abrechnungssystem sorgte schon oft für Unmut und Kritik bei Entwicklern. Wollen die in der App verkaufen, müssen sie die User über iTunes abrechnen. Für die Benutzung dieser Zahlweise verlangt Apple aber eine Gebühr. In Googles Play Store hingegen sind auch andere Zahlungsweisen möglich.

Jay Zs Tidal im Visier

Auf der anderen Seite ist Apple gerade daran, seinen Musikdienst, der die üblichen Apple-Qualitätsstandards noch vermissen lässt, aufzupolieren. Wie auf der WWDC angekündigt gibt es im Herbst ein großes Update, das vor allem das Design betrifft. Wie das Wall Street Journal nun vermeldet, ist man in Cupertino außerdem am Kauf von Jay Zs Musikstreaming-Service Tidal interessiert und auch schon in Übernahmeverhandlungen. Während Apple bisher noch wenige Exklusiv-Kooperationen mit Musikern hat, konnte der Hip-Hop-Mogul bereits 19 angesagte Künstler verpflichten. Darunter Ehefrau Beyoncé, Kanye West und Rihanna. Laut Schätzungen dürfte für den Kauf ein niedriger dreistelliger Millionenbetrag fällig werden.
Für beide Parteien sollte der Deal erfolgsversprechend sein. Bisher hat Tidal nur rund vier Millionen zahlende Kunden und ist daher noch meilenweit von den Wettbewerbern Apple Music (15 Millionen) und Spotify (30 Millionen) entfernt. Apple könnte sich auf der anderen Seite im Konkurrenzkampf mit Spotify einen entscheidenden Vorteil sichern. Denn Spotify mangelt es an Exklusiv-Verträgen. Apple Music hätte mit Tidals Hochkarätern und den schon bestehenden Partnerschaften mit Künstlern wie Taylor Swift oder Herbert Grönemeyer einen entscheidenden Vorteil.
Den guten Draht zu Musikern, auch zu denen, die sich lange gegen Musik-Streaming ausgesprochen haben, dürfte Apple auch seiner Personalauswahl verdanken. Für Apple Music sind unter anderem Hip Hip Legende und Beats-Gründer Dr. Dre und Nine Inch Nails-Frontmann und Produzent Trent Reznor zuständig.
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